M: Jetzt schon, aber in der Vergangenheit waren wir zu vertrauensvoll und haben einiges nicht bekommen.
S: Also Mark, was machst du, wenn du nicht bei The Fall bist?
M: Ich lese ziemlich viel und stehe auf Manchester City (Fußball), aber so oft kann ich nicht hingehen, wegen den Tourneen und so.
S: Ja ich gehe auch zum Fußball hier in Berlin.
M: Wie ist denn der deutsche Fußball?
S: Ein bißchen langsamer wie der englische, aber ganz unterhaltsam.
M: Craig, unser Gitarrist, geht regelmäßig hin, also von ihm kriege ich die Infos.
S: Du bist eigentlich eine Woche zu früh, denn dann ist das Filmfest hier.
M: Eigentlich mag ich kein Kino.
S: Wie gefällt dir Dein Haus? Bist du in deiner Freizeit oft im Garten?
M: Nee, eher im Pub.
S: Wie ist dann Manchester überhaupt?
M: Ganz nett, keine dekadente Mittelschicht oder bösartige Wohnsiedlungen. Und außerdem bin ich da geboren. Es ist dort ganz ruhig und ich kann da gut arbeite.
S: Also es wird in Zukunft voll von euren Kindern sein.
M: Das mag vielleicht sein, ich schließe es nicht aus. Was mich geärgert hat, war diese Radiosendung (im SFB). Sowas sollte vielleicht im Hausfrauenradio nachmittags gebracht werden, aber durch die Übersetzungen und so ist so wenig gesagt worden. Außerdem hätte sie mehr Fall-Platten spielen sollen. Es geht die Leute einen Scheißdreck an, was ich privat mache.
S: Wie stellst du dir dann das perfekte Radiointerview vor?
M: Einfache Fragen, die einfache Antworten verlangen und viel gute Musik.
S: Zur Musik wieder: Wann kommt eine Nummer 1 - Single von The Fall?
M: Hey, Luciani hätte eine sein sollen.
S: Ihr seid besser geworden. Wie, warum?
M: Weiß ich nicht, aber es stimmt, was du sagst. Am Sonntag war ich ganz krank und ich bin erstaunt, daß ich das durchgehalten habe.
S: Zurück zur Hitsingle.
M: Ja, ja, ja. Willst du meine Käse essen?
S: Nein, ich habe eine Avocado zum Frühstück gehabt. Was ist denn mit einer Hitsingle?
M: Trinkst du viel?
S: Nicht oft, aber wenn, dann richtig! Und du?
M: Wenn man älter wird, verträgt man nicht mehr so viel, eigentlich schade. In England ist es immer noch eine Ausnahme, um vier Uhr nachmittags ein Bier zu trinken, aber hier ist es üblich.
S: Was machen deine Kumpel in Manchester?
M: Die meisten sind arbeitslos und die die arbeiten, die haben kein Geld.

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S:
Was ist mit einer Hitsingle?
M: Es ist ganz nett hier in Berlin, aber ziemlich viele Studenten.
S: Scheiß Hippies meinst du, mit ihren teuren Bioläden, verschrumpelten Karotten, braunfleckigen Äpfel und trockenem Käse.
M: In so einem Laden war ich noch nicht, aber es klingt schrecklich.
S: Ist es auch. Du solltest heute nachmittag zu einem hingehen. Das Gemüse sieht aus, als wenn es über einer Zentralheizung gelagert wurde.
M: Ja richtig, in England werden im Augenblick alle Konservierungsstoffe aus den Lebensmitteln verbannt. Die Chips und die Kekse schmecken gar nicht mehr, weich und pappig,. Es bringt keinen Spaß mehr, so etwas zu essen. Man tut sie in den Tee und sie lösen sich einfach auf. Ekelhaft.
S: Genau das gleiche mit diesem Fett. Man kriegt in Südengland kein fettiges Frühstück mehr.
M: Ich finde so etwas ist eine Schande. Unsere Traditionen werden damit zerstört. Im Norden ist es noch nicht soweit. Die Südengländer sehen auch alle krank aus, besonders die Gesundheitsministerin.
S: Wie sieht es denn mit Urlaub aus?
M: Also so etwas mag ich nicht. Ich war in den USA bei Brix' Elstern, aber Amerika ist mir zu dekadent.
S: Wie wärs mit der DDR als Urlaubsziel?
M: Das überlasse ich Billy Bragg und Tom Robinson, den reichen Sozialisten.
S: Ich finde es einfach, Sozialist zu sein, wenn man Geld in der Tasche hat.
M: Stimmt, es ist viel einfacher.
S: Zurück zum Urlauben.
M: Ich war früher mit meinen Eltern unterwegs und das hat für mich alles verdorben. Vielleicht eine schöne Woche in Skegness, wo es abends um 6 Uhr kalt wird und man vor dem Wetter flüchten muß.
S: Mach doch 'ne Woche hier.
M: Klingt ganz gut, aber in meinem Haus ist es wie Urlaub, wo ich viel lesen kann.
S: Was denn?
M: Geschichte, Martin Amis und Phillip K. Dick.
S: Das ist mir zu bourgeois, ich lese gerne nordenglische Autoren wie Sillitoe und Barstow.
M: Ja, die sind super, aber sie schreiben jetzt nicht mehr so oft. Wie tauschten Autoren und Buchtips bis die Frau mit der Rechnung kam.
S: Bezahlst Du dann die Hälfte?
M: Nein, ich habe nur eine Mark, Mark. Unsere Begleitung bezahlte und wir gingen weg.
S: Vielen Dank, Mark, es war sehr unterhaltsam, mit dir zu reden.
M: Mir hat es auch gefallen. Tschüß!
S: Tschüß!

 
© 1987 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]