25 MAL DAS GLEICHE
Im September '86 fing es an, nicht als Schnapsidee, aber so was
ähnliches. Gelangweilt von der gängigen literatur (Zeitschriften,
Programmhefte, Fanzines etc) haben Anne und ich uns entschlossen,
die Welt zu verändern und eine Zeitschrift namens "Ich und
mein Staubsauger" zu gründen. Das taten wir auch und nach dem
erfolgreichen Verkauf eines schwarzen Fender Basses konnten wir
dann das legendäre Heft Nr. 1 auf den Markt bringen. Es war
damals etwas ganz anderes mit Kino, Musik, Mode, Haushalt und sogar
einen Fortsetzungsroman!
Es war eine limitierte Auflage von 200 auf billigem Papier und
12 Seiten dick für stolze DM 1! Es hat sich gut verkauft (ca.
160 Stück) und wir machten weiter mit dem Klassiker Nr.2 in
300er Auflage und einer halbnackten Frau auf dem Cover (was uns
die erste Zensur von Seiten der KOB- Frauen einbrachte ! Anne)
Überraschenderweise wurde dieses Heft ausverkauft, und so ging
es weiter Monat für Monat.
Im Januar '87 wurden wir zu einer Fanzine-Diskussion im SFB eingeladen,
was unserer Auflage nicht geholfen hat; im Mai '87 folge ein 1 1/2
seitiges Farbbild von uns und ein dazugehöriger Artikel im
TEMPO, der ebenfalls unserer Auflage nicht geholfen hat
Was der Auflage geholfen hat, war reine Mundpropaganda und ständig
gute Qualität (wenn ich so etwas behaupten darf). Im Juli '87
waren wir sogar in Peter Illmanns Treff im ZDF zu sehen, was sehr
lustig war!
Gleich danach sind wir Glossy (Glanzcover) gegangen und dazu Zweifarbdruck
auf dem Cover.
Ein Jahr lang haben wir auch Werbung von unserer Zeitung ferngehalten,
aber mit der steigenden Auflage mußten wir dann ein paar Prinzipien
fallenlassen und Werbung annehmen, damals nur selbstgestaltete Anzeigen
und nur von Sachen oder Läden, die wir mochten.
Zu unserer 1 Jahres-Feier haben wir ein Halloween-Konzert mit Alien
Sex Fiend veranstaltet, was sehr erfolgreich war (von der Werbung
her und finanziell).
Und so fing dann das zweite Jahr von "Ich und mein Staubsauger"
an, immer mit zweifarbigem Glanzcover, immer mit 20 Seiten und immer
DM 2.
Wir haben angefangen als eine Zeitschrift, die gegen die etablierte
Presse etwas unternommen hat, aber leider sind wir nach 2 Jahren
genauso etabliert geworden. Keiner regt sich mehr über einen
bissigen Staubsauger-Artikel auf (außer die Tippse!),
sondern sagen: "0h, ho, schön, wieder was lustiges aus'm Staubsauger".
(Hier muß ich mal bemerken, daß viele Leute sagen,
es läge an unserem Schreibstil, daß wir nicht ernstgenommen
werden würden. Das tut uns nicht leid, wir sind nun mal Menschen,
die sich auch über ernste Sachen lustig machen können.
Deshalb sind wir noch lange kein Witzblatt. Es muß wohl an
der deutschen Mentalität liegen, daß man halb blind durch
die Gegend läuft. Die Geschichte beweist es immer wieder. Anne)
Weiter mit Trevor's Text:
Und persönlich ist es ganz anders geworden:
Anne und ich haben angefangen, als wir keinen Pfennig Geld und
viel Zeit hatten. Heutzutage habe ich einen gut bezahlten Job und
wir haben wenig Zeit. Zur Zeit haben wir eine Auflage von 900-1000
Stück. Ein Schritt weiter wäre es, in die Zeitungskioske
zu kommen und das können wir nicht ohne das nötige Kapital
dahinter.
Der ständige monatliche Streß (Schreiben, montieren,
tippen, heften, ausliefern, versenden und Finanzen etc) strapazieren
unsere Nerven viel zu viel. Diese Aufgaben an andere zu verteilen
wäre auch nicht, was wir wollen, da die Zeitung dann ihre Persönlichkeit
verlieren würde.
Also, was soll's, wir sind 25 geworden, werden demnächst in
45 Fieber (irgendwann im Oktober) erscheinen und wollen endlich
etwas Ruhe haben.
Es lebte der Staubsauger! |