ganz viel wichtiges

Endlich hat die Schule wieder angefangen und es treibt sich wieder Berliner Jugend auf heimischen Straßen und Plätzen herum. Nicht das ich etwas gegen Fremde hätte - auch nicht gegen Neger, wie Fräulein Potter Ubik einst den Leser glauben machen wollte (siehe Impressum- d. T.) - aber kurzschopfige Berliner Kids sind halt doch noch niedlicher. Obwohl ein 13-jähriger Mini-Psych mit einladend flatterndem, roten Cowboytuch, den ich vorhin bei Blue-Moon sah, das ist allerdings übertrieben; soweit braucht es nicht gleich zu gehen.
Auch nicht weit gehen darf man im Osten, wenn man dort Auto-Scooter fahren will. Es gilt nämlich tunlichst, Unfälle zu vermeiden und die schneidigen Anweisungen des Scooter-Aufsehers zu befolgen. "Ordentlich fahren! Nicht so rasen!" und, falls es dennoch mal zu Rempeleien kommen sollte, "Welcher Schwachkopf kann da denn nicht fahren?!!". Da nimmt es nicht Wunder, daß der größte Spaß beim Ost-Auto-Scooterfahren die Schlacht um einen Platz hinterm Lenkrad eines fahrbaren Untersatzes ist. Aber auch im Westen will fahren gelernt sein, zumindest denkt sich das die BVG. Beim kassenhäuslichen Erwerb einer Kurzstreckenkarte hielt man mich offenkundig für fahrunmündig. "Wohin geht denn die Reise?", fragte nämlich der BVG'ler mit heimtückisch-freundlicher Gewieftheit. Hoffentlich in dicke fette rote BVG-Zahlen! Laut Statistik sind ihre Busse ja jetzt - dank des neuen Tarifs - viiiiel voller als vorher. Wobei man leider den dezenten Hinweis vergaß, daß die Busabstände nun größer sind. EIN Bus pro Stunde ist zwangsläufig voller als z.B. sechs, oder? Voll ist es auch bei "Sammy und Rosie tun es" im Kino und noch voller ist der Film mit künstlichen Charakteren als an flotten Dialogen. Leer war es allerdings im geschmackvollen Weddinger Alhambra-Kino in der öden, mit Hängelampe solchen Hängelampen nur mäßig aufgepeppten Müllerstraße bei "z.B. Otto Spalt", einem berliner Kurzfilmkonglomerat mit teilweise recht unterhaltsamen Ideen. Also auch nichts Großartiges, aber ach, diesen Sommer ist man ja schon glücklich, wenn IRGENDETWAS wenigstens halbwegs erträglich ist. Wen wundert's da, daß die heißgeliebten Damen und Herren aus Bulgarien und dem serbokroatischen Ungarn mit ihrer hübsch-soliden, aber keineswegs herausragend-genialen Volksmusik das vorwiegend aus Neo-/Pseudo-Uralt-Hippies bestehende Publikum zu ekstatischen Jauchz-, Schrei-, Zuck- und Jubelanfällen veranlaßte.

Die weitaus ungewöhnlicheren und nicht minder außerwesteuropäisch anmutenden STARTLED INSECTS mußten sich hingegen mit drögen überintellektuellen E-88 Touristen in der Kongresshalle herumplagen, so daß die Band mit den besten Musikvideos der Welt (lob, preis!) kaum jemand beglücken konnte. Und damit gleich zum nächsten Superlativ, denn die beste Fernseh-Unterhaltungsshow derzeit ist - nach dem tragischen Verlust von "Rate mal mit Rosendahl" - der FERNSEHGARTEN, Sonntags, 11 Uhr mit Ilona Christen. Gut volle eine Stunde fünfundvierzig Minuten Sendezeit sind gewiß nur mit Schmerzen zu ertragen, doch in welcher Sendung treten schon gleichzeitig auf: die Kaltenberger Kaskadeure mit Ritterspielen, die Bellamy Bros. und Sandi Shaw (mit drohnigen Regentänzen; selbstredend barfuß, das Frisbee-Weltmeister-Pärchen (Weltmeister im Frisbee-werfen, dabei tanzen und dabei vollkommen bescheuert aussehen), der Sohn von Karin Tietze-Ludwig (der, hätte er drei Wunsche frei, seiner Mutter "alles Gute" wünschen würde), eine kratzig schlechte amerikanische Violinistin (deren liebenswürdiger Versuch, Publikumssympathien zu erheischen – "isch kann laider kain döitsch"- von der burschikosen Moderatorin brüsk mit "na, dann lassen wir's lieber" abgewürgt wird), einen französischen Unterwassermaler (quasi ein Sub-Aquarellist), der eine ganze Stunde im Unterwassertank an einem Bild mit dem bedeutungstriefenden Titel "das Meer weint" herumpinselt, und wo schon - außer in Entenhausen vielleicht - veranstaltet man einen Wettbewerb "Wer sieht seinem Huuund am ähnlichsten?", in dem sich Metzgermeister mit identisch aussehender Bulldogge und schlohweiße Rentnerinnen mit ebenso senilen Pudeln ob ihrer Ähnlichkeit in die Kamera lächeln und sich für jeden Scheiß entblöden.
Metzgermeister
Dem Metzgermeister wie
aus dem Gesicht geschnitten
Hundeanwärter
"...und wieder ein heißer
Anwärter für 'Wer sieht seinem
Hund am ähnlichsten' "
(und wer außer French "L" schreibt schon solche langen, von Mrs. Wilson auf's Tiefste verabscheute Sätze?). Höchstens unser aller Onkel Max, dessen Fanpost-Drama hier nicht zu Gehör gebracht werden soll. Es sei allerdings verraten, daß Max so fleischige Ohrläppchen besitzt, daß er sich nicht traut, sich einen läppischen Piekser für ein kleines Ohrlöchlein machen zu lassen.

French "L"

© 1988 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]