Klos en Gros. Serie. Heute: Das "Pissoir Royal" inspiziert von French  "L"

Die Königin der Toiletten: Die Pariserkabine
Die berühmten WC-Zellen aus Paris (sehen so aus)

Pariserkabine mit Hund

haben nun auch in französischen Kleinstädten Einzug gehalten. Leider stoßen sie bei der ländlichen Bevölkerung auf unkritische Ablehnung. Woran mag das liegen? Schauen wir uns einen solchen Bedürfnisautomaten einmal genauer an:
Nach Entrichtung eines läppisch zu nennenden Eintrittsgeldes öffnet sich die automatische Tür und lädt zum Betreten des sandfarbenen Örtchens ein. Die äußeren Dimensionen (etwa Größe der neuen BVG-Wartehäuschen, die übrigens so aussehen, als wären sie aufblasbar) täuschen arg, das Innere beträgt bloß die Hälfte einer handelsüblichen Telefonzelle. Enttäuschung zwo: Man muß die Türe von Hand schleißen. Dennoch bleibt sie einen kleinen spanner-spalt-breit offen - dzdzdz. Kurz darauf erfährt man, warum vom Besuch des Häuschens abzuraten ist:

Die Kabine vibriert, rüttelt, oder seemännisch ausgedrückt: "laviert".
Den größten Teil des Abortes nimmt nämlich die Reinigungs- und Wässerungsmaschine ein. Aber anstatt deren urinier-animierendem Gebrummel zu vertrauen, hat man ein Radio (incl. Stereolautsprecher) integriert. Damit wird dieses "stille Örtchen" (Volksmund) in eine Disco-Zelle verwandelt, in der weder Langeweile noch Inspiration aufkommen kann. Die Plastikkloschüssel ist in gepflegtem Weiß gehalten und besitzt etwa die Größe eines Hundefressnapfes. Kurz, sie lädt nicht unbedingt zu längerem Verweilen ein.
Für französische Verhältnisse schlicht sensationell ist die Darreichungsform des Toilettenpapieres, nämlich stückweise und nicht - wie sonst üblich - als unperforierte Endlosrolle mit 50 cm Durchnesser, die das Beisichhaben einer Schere als unentbehrliches Kloutensil notwendig werden läßt.
Zum Waschen der Hände dient ein kleines Rinnsal in Kniehöhe. Nach diesem hübschen Einfall sind die Planer des vollautomatischen Waschräumchens vermutlich gestorben. Der Toilettenbenutzer steht jedenfalls mit nassen Händen da - kein Gebläse, kein Tuch, nichts.
Nach 15 Minuten maximaler Nutzungsdauer (vermutlich Erfahrungswert nach umfangreichen Praxistests) ist Schluß und die Schiebetür nach draußen geht auf. Michael Gerhardts alptraummäßige Befürchtung, man würde stattdessen samt Toilettenzelle und verrichteter Notdurft unbarmherzig der vollautomatischen Selbstreinigungsanlage ausgeliefert, erwies sich als unbegründet technophob.

French "L"

© 1988 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]