von Onkel Max

Wie kann eine Woche nur so grausam sein und mir binnen drei Tagen Ric Schachtebeck, Pink Floyd und Stefan Krawczyk unterjubeln ? Über Schachtebecks harmloses und zutiefst künstlerös-aufschneiderisches, keineswegs aber schlecht qemachtes oder nervensägendes Wäscherinnenspektakel läßt sich ja Onkel Michael in diesen Seiten hoffentlich nicht allzu gehässig aus. Leider kann er über Krawczyks selbstmitleidiges, unter dem abgeschmackten Wortspielmotto "Wieder stehen" im schlechtgefüllten Tempodrom vorgetragenes Gewäsch nichts schreiben, weil er nicht da war. Immerhin kann ich mit Genugtuung feststellen, daß es keineswegs für ein gefülltes Konzerthaus garantiert, wenn man wochenlang in den Tagesthemen und auf dem Spiegel-Titelblatt gefeatured wird. Das schlimmste vorweg: Krawczyk hat im Westen Humor und Ironie entdeckt. Damit es auch jemand merkt, betont er es auch noch:
"Ich hielt für diesen Text das Stilmittel der Ironie für passend".
Sein geringer Wortschatz und seine offenkundige Denkfaulheit befähigen ihn jedoch nur zu Stilübungen auf schlimmsten Fernsehsatire-Niveau. Arg sein absolut unpräziser Umgang mit Sprache und Tatsachen: Um zu einer seiner platten Pointen zu gelangen, macht er in seinem lied über die Genesis/David-Bowie-Pfingstunruhen aus der auf dem Brandenburger Tor stehenden Siegesgöttin kurzerhand eine Friedensgöttin. Sein größtenteils aus ehemaligen DDR-Fusselbirnen bestehendes Auditoriom dankt ihm sein blödes Geblöke mit häufigem Szenenapplaus. Gleich batteriebetriebenen Schellenäffchen beklappern sie seine muffigen Aperçus und denken sich "Genau! So isses! Wie nett, daß einer haarscharf meine Meinung vertont!" Lediglich eine Feministin enthält sich, verschränkt die Arme und blickt kritisch; und nachdem der Blubberbarde ein lied über den Polizeistaat "zum Mitsingen" fertig hatte, schreit sie "Sag mal, haste eben eigentlich gemerkt, daß viel mehr Männer als Frauen mitgesungen haben?" Man sollte der Armen mal ein liedchen über den "Polizistinnenstaat" komponieren, dann würde sie auch mitsingen. Doch nun ist genug von dem östlichen Dummbeutel berichtet, ich will mich lieber auf ein Feld bewegen, auf dem ich dringend gebraucht werde, nämlich zum Beantworten wichtiger lebenstechnischer Fragen, mit denen junge Menschen, denen das Leben noch nicht so viel Erfahrung, Erkenntnis u.ä. eintrichterte wie mir, oft und hoffnungsvoll an mich herantreten.

1. Frage

"Ich würde mich erstens dafür interessieren, warum du so herrlich schlank bist und zweitens dafür, welche polnische Schauspielerin, die letztes Jahr im texanischen San Antonio an einen Hirntumor starb, die lackierten Fußnägel populär gemacht hat."

Antwort

"Das sind ja zwei Fragen auf einmal! Mit dem "herrlich schlank" übertreibst du natürlich ein wenig. Aber recht hast du schon. Mollig, füllig oder quallig bin ich nicht. ich trinke halt Bier. Es wird dich erstaunen zu erfahren, daß eine Flasche Becks-Bier nur 150 Kalorien hat, ein Becher Zott-Sahnejoghurt aber 225. Die Schauspielerin mit den lackierten Fußnägeln war natürlich die große Pola Negri."

2. Frage

"Wie heißt die Dame, deren Stimme die Stationen in den U-Bahnlinien 9 und 7 ansagt?"

Antwort

"Es handelt sich um die 43-jährige Schauspielerin Micaela Dietmute Pfeiffer. Sie mußte vor zwei Jahren einen sechswöchigen Kuraufenthalt in der Nervenklinik Spandau machen, von wo aus man übrigens schöne Spaziergänge in den idyllischen Stadtteil Eiskeller machen kann, wobei man aber darauf achten muß, daf man sich nicht in Begleitung von Michael Gerhardt befindet, weil der nach 10 Kilometern zu maulen und zu jammern anfängt.

3. Frage

"Wie nennt ihr Fachleute die Weißblechschraubverschlüsse, die immer auf Obst- und Gemüsegläsern drauf sird? Außerdem würde mich interessieren, warum du so herrlich schlank bist."

Antwort

"Das sind ja zwei Fragen auf einmal! Den von dir angesprochenen Deckel nennt man "White Cap" nach seinem Erfinder William P White. Die Deckel feierten vor drei Jahren ihr 25-jähriges Bestehen in der Bundesrepublik. Aber Vorsicht: Obstkonserven sind stark gezuckert und machen kugelrund, ebenso wie Granini oder lindavia-Fruchtsäfte. Frisches Obst und Bier setzen viel weniger an. Deswegen bin ich so schlank."

4. Frage

"Stimmt es, daß du wegen Pink Floyd schon drei Tage nicht schlafen konntest, deswegen völlig fertig bist und deswegen so einen Schrott schreibst?"

Antwort

"Ja, das ist wahr. Durch das Pink-Floyd-Gedröhne im Tiergarten sind nämlich sämtliche Singvögel im ganzen Bezirk ertaubt und daher der Fähigkeit beraubt, ihre Zwitscherlautstärke zu kontrollieren. Sie zwitschern so laut wie betrunkene Gospelsängerinnen. Jeden Morgen um vier reißen sie mich aus dem gerade erst gefundenen Schlaf."

Pink-Floyd-geschädigte Vögel
© 1988 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]