HipShock BlockHop Tonbandabend in Kreuzberg

Na endlich wieder ein Hip-Hop-Rap-Pop-Und-Sonstwas Abend. Wo? Ja Leute, ausgerechnet im Blockshock. Pflegekind der lieben Sybille und Sorgenkind der Berliner Musikszene. Ja, es paßt irgendwie nicht: Hip-Hop im Blockshock ist wie Punk im Flöz. SFB Heartbeat-Party hieß es, aber trotz der Unterstützung "unseres" GEZ-Geldes (we don't pay. Tippse) wurden stolze 16 DM für den Spaß verlangt. Durch Mundpropaganda und Werbeübersättigung im SFBeat (Selbstlob ist immer was feines) in Form eines fast unerträglichen Werbespots von meinem herzallerliebsten guten Freund Mark Reeder (der sollte lieber Daleks basteln als Werbespots) wurde dann das Blockshock von allen Seiten voll.
Anne und ich mußten lange warten; das Blockshock verfügt über eine fehlende Klimaanlage und keine Durchlüftungsmöglichkeit, und dazu kostet eine Flasche Beck's DM 4, was alles gut und lieb ist, aber bei einer Luftfeuchtigkeit von ungefähr 100% war es an der Grenze der Unerträglichkeit.
Star des Abends war Derek B., der sein Publikum ganz lange warten ließ. Vorprogramm waren angeblich zwei Berliner DJs, aber davon hat man nichts gemerkt weil die Musik eh vom Band kam (so 'ne Art Eurobeat), wobei Sampling-Platten sogar selber gesampelt wurden, sehr zweitrangig.
Während meines zweiten (und letzten) Besuches am Tresen fragte mich ein Typ. ob ich 2 DM hatte. Ich antwortete: "Ja danke" und ging weg. An solch einem Abend war es unpassend, um Geld zu bitten.
Anne und ich standen in der Nähe vom Damenklo, während unsere Berlin DJs die Platten auflegten, und beobachteten die Hip-Hopperinnen, die im Klo ein- und ausgingen. Eine in Weiß gekleidete Dame besuchte das Klo in einer halben Stunde 5mal - ein Rekord. Bestimmt eine Darminfektion oder sonstige Frauenprobleme. Um zu wissen. was da los war, schlckte ich 007 Anne hinter der Frau her, aber sie hatte leider keine interessante Seuche sondern stand nur vor dem Spiegel und wunderte sich bestimmt, warum ausgerechnet sie ihre Nase von einem Gartenzwerg geerbt hat, aber was hat das mit einer intelligenten Konzertkritik zu tun?Draußen waren wir auch inzwischen, aber es regnete und der Weg in die Körtestr. (exzellenter Dönerladen, gute Knoblauch-Soße) war gesperrt - Mieterdiktatur (gar Diktatür!), also gingen wir wieder in den Saal rein, wo gerade Derek B. und seine Crew anfing. Seit T.La Rock und Just Ice habe ich kein Hip-Hop mehr live gesehen, aber Freude war heute abend nicht dabei. Eine schlechte Idee hat Derek B., läßt einfach die Platten (von ihm) laufen und macht Playback, (S)Hitparade, ab und zu mal ein Hey, Huh, Yeah oder Come on rief er in sein Mikro rein. Ein Freestyle fand auch statt, wobei Del's Crew Beat Box und Rap gemacht haben, während Del Boy auf der Bühne rumhüpfte. Nach einer halben Stunde kam es uns alles so doof vor, wir standen in einem verschwitzten Laden, wo jeder größer war als wir und wo die Band noch nicht einmal live singen konnte. Hätte man gleich zu Hause bleiben können und Monika Dietl's Sendungen (die jeder aufnimmt für die Ferienparties bzw. Strandbad Wannsee) anhören können, viel unterhaltsamer. (An dieser Stelle lamentiert Trevor wieder über sein Alter und daß er die "Subkultur" zwar nicht verstehe aber dabei war etc, diese Passage habe ich aus Gründen der Pietät eigenmächtig gestrichen, die Tippse). Also, Anne und ich gingen. Vor dem ausverkauften Blockshock standen mehrere Personen, unter anderem ein Rollstuhlfahrer, der mich fragte, ob ich ihn im strömenden Regen zum Hermannplatz schieben könne - Ich hab verneint, da ich Gottseidank in Richtung Südstern wollte, und außerdem hatte ich keine Lust auf sowas. Es reicht mir, wenn ich 8 Stunden am Tag was mit Geistig-Körper- und Sozialbehinderten zu tun habe, als auch noch meine Freizeit damit zu verbringen; und außerdem war der Rollstuhltahrer häßlich und gar keine Blondine mit wunderschönem Busen und reizender Persönlichkeit wie manche Frauen heutzutage, also ich schleppte meine reizende Blondine (leider erwähnt er meinen Busen nicht, ist ihm wohl zu klein, Anne) mit ins Taxi und jetzt sitze ich hier und habe gerade diesen blöden Artikel zu Ende geschrieben und gehe jetzt ins Bett, da ich um 10 Uhr morgen drei mal linie 1 machen muß (nicht den Film oder U-Bahn, sondern Schiffahrtslinie) und das reicht mir. Gute Nacht!

Trevor Wilson

© 1988 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]