Für die Verwendung dieser Grafik zahlen wir eine Nutzungsgebühr. Bitte spendet großzügig, damit wir die Unkosten wieder reinkriegen. Kontoverbindung auf der Startseite.Wie der nebenstehenden, ganz und gar widerlichen und rassistischen Grafik zu entnehmen ist, stellen sich die Hersteller Statistischer Darstellungen unter einem Ausländer zwangsläufig einen grimmigen Anatolen mit pechschwarz wuchernder Gesichtsbehaarung vor. Darauf, daß diese durchaus falsch ist, will ich später zu sprechen kommen. Werfen wir erst einmal einen Blick auf die Unterschiede zwischen den Bundesländern. Auffällig finster und mordlustig ist ja der baden-württembergische Türke dargestellt, was auch glaubwürdig erscheint. Wer würde nicht, tagein tagaus umgeben von schwäbischen Spätzleschwätzern mit Computerfachzeitschriften unter dem Arm, auf Mordgedanken kommen? Der bremische Muselman hingegen sieht besonders feist und wohlgenährt aus, sicher eine Anspielung nach Ansicht des Grafikers seitens der Hansestadt Ausländern zu freigiebig gewährten Arbeitslosen- und Sozialgelder. Der Türke aus dem Saarland ähnelt da schon eher einem französischem Bonvivant, andererseits auch einem schelmisch-verschlagenen Schmuggler - sicher hat er in Metz eine gewiß schon etwas ältliche Freundin - eine üppige Kaufmannswitwe vermutlich - die ihn und seine Freunde mit reichlich Gauloises Disque Bleue versorgt. Resignierter der Gesichtsausdruck des schleswig-holsteinischen Kollegen, kein Wunder bei den dänischen Zigarettenpreisen, obwohl andererseits: die hemmungslosen Jütländerinnen, die gleich zur Sache kommen, sollten ihn doch fröhlicher stimmen, ober was schreibe ich denn da?! Sollte man nicht in einem Artikel, der den Rassismus geißelt, von solchen Formulierungen Abstand nehmen? Man sollte wirklich.

Schauen wir jetzt auf unser Berlin. Die Frage ist: Wieviele der in Berlin gemeldeten Ausländer sind Türken mit Schnauzbart? Eine Broschüre des statistischen Landesamtes gibt Auskunft: Von den 257 916 Berliner Ausländern sind 114 814 türkische Staatsangehörige. Davon sind 61 911 männlichen Geschlechts. Davon sind 18017 unter l5, also in nicht bartfähigem Alter. Bleiben ca.42000.Wieviele davon tatsächlich Schnurrbartträger sind, verschweigt die ansonsten geschwätzige Publikation leider, aber meiner Beobachtung nach ist es etwa jeder zweite. Das heißt also: Nicht mal 10% der Ausländer hier sind beschnauzbartete Türken. Genaueres kann ich nicht sagen, denn ich habe keinen Taschenrechner. Eigentlich habe ich schon einen. Den habe ich mal bei Atzet gekauft, er arbeitet mit Solarzellen, aber er ging von Anfang an nicht. vielleicht muß man ihn täglich in die Sonne legen? Jedenfalls habe ich ihn weggepackt und jetzt weiß ich nicht mehr, wo er ist. Vielleicht in dem braunen Schränkchen? Da schau ich jetzt aber lieber nicht rein, denn da sind auch meine Tagebücher von 1971 - 74 und mich überfiele ein unwiderstehlicher Drang, die alle zu lesen. Das wäre mir dann aber sehr peinlich, weil ich da immer nur reingeschrieben habe, was es zu Mittag gab und daß Tante Hedwig aus der DDR mir häßliches Briefpapier geschickt hat. Die ist letztes Jahr gestorben. Wieviele ehemalige DDR-Bürger in Berlin leben, sagt das Heftchen übrigens nicht, das liegt am Grundgesetz. Aber sonst sagt es alles, z.B. daß 1033 Ghanaer, aber nur 67 Guiner,37 Gambier und 13 Gabuner "unter uns" leben, was aber nicht so interessant ist, weil die ja vermutlich alle gleich aussehen. Interessanter ist sicher die Information, daß 105 Isländer in Berlin leben. Jeder zweitausendste lebende Isländer befindet sich demnach in unserer Stadt. Davon sind 48 Frauen, und davon eine aus der Spalte "über 65 Jahre". Nun eine Frage an die Staubsauger-Leser: Kennt einer diese isländische Oma? Ich würde sie wahnsinnig gerne einmal einladen und mir von ihr alte Sagen erzählen und Spezialitäten der nordischen Küche auftischen lassen. Da gibt es nämlich eine ganz tolle Spezialität: Die Isländer verbuddeln im Herbst Eier neben einer heißen Quelle, graben sie im Frühjahr wieder aus und essen sie dann. Es soll geschmacklich an sehr herbe Blauschimmelkäse erinnern. (Verwesungs-Fans schauen sich bitte den neuen Peter-Greenaway-Film "Zoo" an. Ich tats schon zweimal.) Merkwürdig finde ich auch die Existenz zweier vatikanischer Staatsangehöriger in Berlin. Beides Frauen obendrein. Die könnten sich mit den zwei Berliner Papua-Neuguinern zusammentun, das sind nämlich beides Männer. Ach, die müßte man verkuppeln. Das ergäbe eine schöne Doppelhochzeit: Zwei Nonnen und zwei Wilde, auf Papua-Neuguinea trägt man doch diese hübschen spitzen Penis-Schutzteile, nicht wahr? Immerhin sind die Vatikanerinnen und die Wilden zu zweit. Die Statistik weist aber auch erschreckend viele sonderbare Staatsangehörigkeiten aus, von denen nur je ein einziger Vertreter in Berlin lebt. Jawohl, es gibt nur einen Komoren, einen Sanmarinesen, einen Andorraner (eine ältere Dame übrigens), einen Vincenter, einen Buneier, einen Katarer, einen Mongolen, einen Maledivier, einen Samoaner, einen Tonganer, einen Vanuatuer und einen litauer in Berlin. Da sind also zwölf Menschen in unserer Stadt, die ganz allein sind und nichts haben außer einem bunten Paß mit einem merkwürdigen Wappen drauf, der von Mitreisenden in der Bahn bei der DDR-Kontrolle argwöhnisch begafft wird. Ich werde den Wilson-Eheleuten vorschlagen, diesen einsamen Menschen ein Gratis-Staubsauger Abo zu spendieren, damit sie sehen, daß es auch Zeitschriften gibt, die sich um die, die ganz am Reden leben müssen, sorgen.

Einsam wird man aber nicht nur durch obskure Staatsangehörigkeit, sondern z.B. auch durch Mundgeruch. Wenn man Mundgeruch hat, sollte man zum Zahnarzt gehen. Ich habe eine wahnsinnig nette Zahnärztin, deren Hände aber leider fürchterlich nach Zigaretten stinken. Das habe ich heute Gerd Pasemann erzählt, und der meinte, die Hände seiner Zahnärztin röchen auch nach Zigaretten. Es gibt schon irre Übereinstimmungen.

© 1987 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]