AM 30. MAI WAR WELTUNTERGANG!

Nina heiratet vor TV-KameraDie Storie fängt an am Backstage - Eingang. Wir, die "Test – Bild - Tester aus Kreuzberg" (Gruß an Hartmut) kommen mit 'nem Haufen Leuten an, weil es am Vortag hieß: pro Nase ein Gast. So kommt es dann auch. Aber erst nach stundenlangem verhandeln, sozusagen als Nina den Kanal voll hat. Irgendwer drückt mir einen Programmzettel in die Hand, und wenn man diesem Computer - Ausdruck, auf dem die Spielzeiten der Bands minutengenau aufgeführt sind, glauben darf, fängt der "Kreuzberger Block” um halbelf an. Wie am Vortag von den Veranstaltern versprochen. Dann: Umbaupausen, die ein bißchen länger dauern, Pannen, Umbaupausen...Ab kurz nach zwölf gibts im kleinen Zelt kein Bier mehr. Arschkalt und kein Bier. Die Breitesten bewerfen die letzten vollen Cola Dosen mit leeren Bierdosen. Um halbdrei gehts endlich auch für die los, die nicht Ninas Freunde sondern aus Kreuzberg sind. Und so sorgen wir für ihr Renomee; wer sich ein bißchen warm machen will, der muß das schön im feucht - kühlen Nachtwind tun, weil im Backstage - Zelt die Musiker (hääähh? gibts das?) was dagegen haben, und man den gemütlichen Wohnwagen nicht benutzen darf. Wäre man doch aus L.A. Dann gehen wir auf die Bühne, und zwar genau auf die Seite, wo Jenny gerade vor der Paradise - Bar die Hand aufgeschlitzt kriegt. Mein heißgeliebtes Instrument bekommt auch 'ne Beule ab. Mann muß Bierdosen schmeißen geil sein. Jedenfalls hörts den Rest der Nacht nicht mehr auf. Bewegen kann ich mich aus Platzmangel nicht, weil zu viele Leute auf der Bühne sind, die da nichts verloren haben. Der Sound ist noch schlechter. 5 von 13 Leuten hör ich gar nicht, mich erst recht nicht. Komisch, so eine Anlage und du hörst nix. Das wars soweit hinter der Bühne. War danach mehr davor, weils da mehr abging.

Computerausdruck

Das hier ist der Computerausdruck für die einzelnen Bands. Vorne steht der Name der Band, dahinter die Minutenanzahl!, die die Länge des jeweiligen Auftritts angibt.

Was gut war?

Daß Matze vom Tempodrom mir mehrfach einen neuen Backstage - Ausweis geliefert hat, wenn meiner weg war. Die Stullen, besonders die mit dem gekochten Schinken. Daß man sich trotzdem irgendwie amüsiert hat. Daß man nen tollen Spinnenfilm, der zwei Tage vorher im TV lief, jetzt nochmal auf der großen Videoleinwand sehen durfte. Ebenso Heinz Sielmanns Löwen. Die Frau, die Sugar die schöne Maske verpaßt hat.

Zunächst mal: Nina hat nicht geheiratet, und von Nena, Heino und Udo L. war weit und breit nichts zu sehen. Lediglich Nenas Bassist ließ sich blicken, und zwar heute in Ninas Diensten. Die sang zur Begrüßung das OM – lied (Dauer der Acts siehe Computer-Programm) Mit Tonband.

Was dann alles an Bands kam, damit konnte irgendwie keiner so recht was anfangen. Bis Nina dann endlich kam. Mit der Perücke, die auch hier auf dem Bild zu sehen ist, zu großen Springern, die nicht zugebunden waren und etwas Blei in den Füßen. Neben Lene Lovich, mit der sie das letzte Stück zusammen sang, wirkte sie dann auch etwas doof - trottelig, weil jene einfach besser aussah und sich auch noch bewegte.

Die Ramones'77 rissen 's dann endlich raus und die Leute vom Hocker. Waren tatsächlich besser als das Original. Man tanzte.

Die Talkshow war dann aber keine. Wer Zazie und Fifi sind weiß bis heute keiner, Nena war gar nicht da, und Romy Haag 's Playback war totale Scheiße im Radrennfahrerdress, die irgendwie ihrer lightshow folgte. Die Band mit dem trompetenden Gitarrist und den 2 Sängerinnen, ich glaub es waren die Rugburns, waren dann das beste, was der Abend für mich zu bieten hatte, weil sie als einzige das taten, was ich unter 'Spielen' verstehe. Als sich die etablierte Presse schon im Bett war, begann der "Kreuzberger Block", der genauso verlief wie man es erwartet hatte: laut und hart. Nina hatte sich inzwischen darauf verlegt die Kameramänner vom HBO – Channel (amerikanischer Kabelkanal) vor den Kreuzberg - Fans in Schutz zu nehmen. Von HBO kamen schließlich auch das Geld und das Computer - Programm. Die Ansage einer Band so gegen halbvier: 'Leute, die Nina hätte gerne, daß ihr die Kameramänner in Ruhe filmen laßt. Das interessiert zwar keinen, aber die ziehen sonst den Stecker raus. So geschehen um fünf Uhr in the morning.

© 1987 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]