Jedes Jahr im Januar ist es wieder so weit: "Ich und mein Staub-sauger" gibt einen Rückblick auf die kulturellen Ereignisse des kommenden Jahres, die sich wieder einmal leider nicht vermeiden ließen.
Schrecklich wird die Filmsaison. Bei diversen Filmfestspielen hat sich ein neuer Preisvergabe-Modus eingestellt (Berlin: Russisches Roulette, Cannes: Hammelsprung, Venedig: Die Reise nach Jerusalem), der 'Oscar' wird von Ronald Reagan auf Vorschlag von Jane Fonda verliehen, die Bundesfilmpreise öffentlich versteigert. Darüber hinaus bleiben uns folgende Großereignisse nicht erspart:

"Hannah und ihre Dildos"
Eine alternde Lesbe beschließt, nachdem sie Bürgermeister von Berlin geworden ist, endlich den Geschenkgutschein des Beate-Uhse-Versandes einzulösen. Das Resultat: Hardcoreporno für Staatssekretäre.

"Der Name der Hose"
Dieser schwedische Dokumentarfilm untersucht, ausgehend vom neuesten James Bond, ("Der Name der Möse" - oder: „Sag niemals nie zum Inquisitor"), die überflüssigsten, unpassendsten und absurdesten Sexszenen der Filmgeschichte. Die Beispiele reichen von "Heidi" (der Alp-Öhi und die Ziege ...) bis "Demokratie verpflichtet - 25 Jahre deutscher Bundestag" (rituelle Entjungferung der neugewählten Bundestagsabgeordneten durch Bundestagspräsidentin Annemarie Renger).

"Szenen einer Krähe"
Ingmar Bergmanns Remake dieses schon klassischen Bergmann zeigt das psychische Leiden einer von ihrer Umwelt und ihrem Ehemann bis zum Exzess gequälten und gedemütigten Marmelade. Fünf Stunden innere Monologe, nervtötende Dialoge und stumpfsinnige Trialoge. Mit Liv ullmann als Ingmar Bergmann und Ingrid Bergmann als Olof Palme.

"Birne VII"
Gegen die gedopten Untermenschen aus dem Osten (brilliant: Dunja Raiter und Erich Honnecker) gewinnt Birne die rheinland-pfälzischen Murmelmeisterschaften. Aber da ist noch der böse Watz mit seiner vergifteten Zuckerwatte ... (siehe: Birne VIII - Das Auge des Bussibären)

"Die Spastis"
Steven Spielbergs neuester Film führt uns ins 80. Jahrtausend - seine Helden, die Spastis, sind so redselig wie die Ewoks, so friedliebend wie die Gremlins und so bescheuert wie die Goonies.
Dieser Film wird dreifachen Rekord aufstellen: Mega-Ausgaben (855 Millionen Dollar), Mega-Einnahmen (wie immer das vier-Milliardenfache der Ausgaben), Mega-Schwachsinn (oder wie man im Englischen sagt: it's like watching paint dry).

"Die Farbe Schweinchenrosa"
Noch ein neuer Spielberg! Der Leidensweg eines jungen Homos von den Tomatenplantagen in Idaho bis zur Anwartschaft auf den Mailänder Erzbischofsstuhl. Problematisiert werden außerdem: der Nord-Süd Konflikt, der Kampf des Wahren, Guten und Schönen gegen das Verlogene, Böse und Häßliche sowie die Stahlkrise im Saarland.

Diese Filme werden Millionen unappetitlicher Menschen, sei es hirnlose Witboy-Teenies oder vermodernde vierzigjährige Intellektuelle, zur Extase und in die Kinos treiben. Die Welt ist schlecht, und auf mich hört ja sowieso keiner! Von den restlichen Plagen, die unserer harren (es droht ja noch die von den Mega-Luschen im Senat angezettelte 750-Jahr Feier), möchte ich nicht mehr reden. Einziger Trost: die Rückkehr der Schlaghosen und Plateauschuhe. Alles in allem ein Jahr, in dem man sich jeden Abend fragen könnte, warum man am Morgen eigentlich aufgestanden ist. Wenn da nicht die kleinen Freuden des Lebens wären, die selbst unsere Zeit erträglich machen - stabile Sektpreise, englische Filme und Frauen mit Turmfrisuren ...

© 1987 Ich und mein Staubsauger    [Zurück zum Titel]