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Am 8. Oktober, gerade
hatte ich meine Stöckelschuhe neu bestöckeln lassen, lief ich um 19 Uhr
mitteleuropäischer Zeit(Berlin liegt in Mitteleuropa hihi) bei Tom ein und
durch das anstrengende Berliner Leben hungrig auf was Richtiges, aß ich
ihm sein Abendbrot weg, was aber nichts ausmachte, da wir sowieso schon
knapp mit der Zeit waren. Synthetisches Mischgewebe, Guido abholen. Am U-Bahnhof Kurfürstenstrasse begannen wir uns zu streiten um den Standort des Festspielortes bis sich endlich herausstellte, daß die Adresse in den Zelten heißt, und das stimmt ja auch. Nach einer anständigen Abgasschnüffelei in der Entlastungsstrasse hatten meine Hacken das Vergnügen, sich tief in den so gut gepflegten Rasen des Tiergartens eingraben zu dürfen, unterbrochen durch Stolpern über auf dem Boden verstreute Kunstwerke. Toll. Endlich sehen wir das Volksfest vor uns auftauchen, viele bunte lichter und die selben Gesichter wie gestern, alle sind ganz schick und so stehen wir im Zelt und sind erstmal im Kino. Echt komisch finde ich in diesen Filmen die Eierköpfe, die aber wie Augen aussehen. Lange kann ich nicht stehen, wegen der Stöckelschuhe natürlich, die Absätze sind zu eng. Und dann wird es auf einmal ganz schön laut in dem Zirkus und ich muß mich wirklich wundern über die schönen weißen Plastiktiere, die da von denselben Eierköpfen wie die im Film hin und hergeschoben werden. Keine illuminierten Fragezeichen. Schade. Einer hat einen Augeneierkopf und der spielt Guitarre; wie sich später herausstellt versucht er Jimmy Hendrix nachzumachen. In der Pause die Idylle: die vier Goldfische des Tempodroms stehen stocksteif in ihrem Teichlein, würde ich auch machen bei dem Angebot von Hampelmännern und durchgetickten Österreichischen Hofschauspielerinnen, die am Kudamm wohnen. Plötzlich und unerwartet wird die zweite Halbzeit angepfiffen, laut kracht der Disc. Ich fühle mich um zehn Jahre jünger. Da steht er der Guru, der Sänger, der Einsame, handbeleuchtet und riesenbeohrt .Man ist der gail. Und dann die Luftmatrazennummer; nie war es so schwarz weiß wie heute. Schade, daß die Luftmatrazenträger nicht in die Zeltkuppel fliegen, dann wär's doch wenigstens ein wenig Zirkus gewesen. Das letzte Drittel dann im Glücksstein. Alle Affen greifen nach Bananen und endlich sieht man die Residents wirklich; leider sind sie nicht zu erkennen, sie tragen ja ihre Eierköpfe nicht. Ich finde zum Glück ein Wasserglas voller Silbergeld mittels dessen ich ein Taxi nach Hause finde. Übrigens, finde ich, sollte man den Taxifahrern verbieten, bevor es hell ist "Guten Morgen" zu wünschen. |
© 1986 Ich und mein Staubsauger | [Zurück zum Titel] |